Seit 2015 treffen wir uns einmal im Monat zu einer Gesprächsrunde. Zu ausgewählten Themen unterhalten wir uns im Dialog oder diskutieren unsere Meinungen. Andere Meinungen und Sichtweisen regen unser Denken und Nachspüren an, dabei haben wir vor allem unsere eigenen GestaltungsMÖGLICHKEITen und unsere VerANTWORTung für ein gelingendes Leben im Blick.
Wer Lust hat an unseren monatlichen Gesprächsrunden teilzunehmen ist herzlich willkommen.
Februar 2024
Viktor Frankl hat darauf hingewiesen, dass Selbstverwirklichung kein Ziel habe. Stattdessen sei sie eine ständige Reise, auf der wir lernen, uns zu verbessern. Es geht darum, zur besten Version unserer selbst zu werden.
Sich selbst zu verwirklichen heißt: ganz in der Welt zu leben, ganz gegenwärtig zu sein. Für andere und die ganze Schöpfung da zu sein. Respektvoll, hingebungsvoll und freudig.
Das Ego ist niemals frei, nur das wahre Selbst ist frei. Wir müssen uns nicht mit unserem Ego identifizieren. Wir sind nicht unsere Wünsche. Es ist möglich, eine Rolle gut zu spielen, ohne sich völlig mit ihr zu identifizieren.
Es geht um Selbst-Verwirklichung und nicht um Ego-Verwirklichung
D.Steindl-Rast, J. Pausch
April 2023
Bäume leben in einer (sozialen) Gemeinschaft mit umgebenden Bäumen, Pflanzen und vor allem Pilzen.
Nur gemeinsam sind WIR überlebensfähig!
Wie eigenständig und unabhängig sind Sie? Und wie sehr sind Sie auf andere angewiesen, selbst in kleinen Dingen, sagen wir: um eine Tasse Kaffee zu trinken?
Lächerlich werden Sie sagen. Meinen Kaffee kann ich immer noch allein trinken. … Kaffeemaschine einschalten, fertig. Doch Moment. …woher kommt der Kaffee, die Kaffeemaschine?
(Ulrich Schnabel, ZUSAMMEN)
Wie viel kann ich wirklich alleine? Und, wenn ja, möchte ich das dann auch? Kann ich mich alleine überhaupt weiterentwickeln?
Wenn ich im Gespräch „er“ oder „sie“ sage rede ich über jemanden, wenn ich DU sage, spreche ich mein Gegenüber konkret und persönlich an. Von diesem DU erhalte ich Rückmeldung und kann in Resonanz treten. Gemeinsam entsteht das WIR.
August 2022
Wir haben die hohe Kunst des Nichtstuns weitgehend verlernt. Das abschätzige Wort vom Müßiggang, der angeblich aller Laster Anfang sei, steckt uns derart tief in den Knochen, dass wir dem gestressten Karrieremenschen gesellschaftlich mehr Bewunderung entgegenbringen als dem genügsamen Lebenskünstler, dem es gelingt, auch ohne Reichtümer glücklich zu sein. (Ulrich Schnabel, Muße, 20)
Bezüglich unseres Umgangs mit Informationen stehen wir in der digitalen Welt also vor der selben Herausforderung wie angesichts der unendlich verfügbaren Kalorienmenge in einem Supermarkt: Wir müssen die richtige Mischung finden und lernen, uns zu bescheiden. Längst geht es nicht mehr um die verfügbare Quantität, sondern um die Qualität dessen, was wir zu uns nehmen.
(Ulrich Schnabel, Muße, 76)
Mit unserem Körper gehen wir längst pfleglicher um als mit unserem Geist, ersterer bekommt gesundes Essen und wir achten aufs Gewicht, zweiterer wird mit Information und Aktivität zugemüllt.
Muße, Pausen, Ruhe - schaffen Klarheit, öffnen den Blick und ermöglichen Kreativität.
Einfälle kommen mir persönlich meist beim Gehen, Laufen oder in der Nacht.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die uns dabei unterstützen, in die Muße zu kommen:
Es müssen nicht Tage oder Stunden sein, bereits kurze Atemübungen zeigen Wirkung!
John Cage hat das Musikstück 4,33 komponiert, es beginnt mit dem Schließen des Klavierdeckels, anschließend folgen 4,33 min Stille (wurde im Dezember 2018 auch am Stadtplatz in Steyr aufgeführt)
Juli 2022
„Die Freiheit des Menschen ist selbstverständlich nicht eine Freiheit von Bedingungen, sei es biologischen, sei es psychologischen oder soziologischen; sie ist überhaupt nicht eine Freiheit von etwas, sondern eine Freiheit zu etwas, nämlich die Freiheit zu einer Stellungnahme gegenüber all den Bedingungen. Und so wird sich denn auch ein Mensch erst dann als ein wirklicher Mensch erweisen, wenn er sich in die Dimension der Freiheit aufschwingt.“ (Viktor E. Frankl)
Dieser Gedanke von Viktor E. Frankl erinnert uns daran, dass wir nicht frei von etwas sind, sondern abhängig sind von den Rahmenbedingungen unseres Lebens und als soziale Wesen eingebunden sind in eine Gemeinschaft. Die Grenzen der persönlichen Freiheit geben uns in vielen Bereichen auch erst den erforderlichen Halt und die Sicherheit, die wir zum Leben benötigen. Grenzenlose Freiheit hört sich zuerst mal schön an, wenn wir uns aber vorstellen, dass dies dann auch für all unsere Mitmenschen gilt, kommen wir relativ schnell darauf, dass dies vor allem Unsicherheit, und dadurch erst recht Einschränkung, und somit alles andere als Freiheit bedeutet.
Die Freiheit zu etwas ist dagegen echte Freiheit, wir können uns für etwas entscheiden, und dadurch zum Gestalter unseres Lebens werden. Dies bedeutet, dass wir selbst für unser Leben verantwortlich sind; Antworten auf die Fragen des Lebens zu finden.
Ja und! Gerade die Corona Pandemie mit ihren zahlreichen, oftmals schwer verständlichen Einschränkungen hat uns alle herausgefordert. Wir haben jedoch auch gesehen, dass jene, die ihre Freiheit ZU genutzt haben, viele teils neue Möglichkeiten entdeckt und diese Chancen aktiv genutzt haben.
Oftmals verstecken sich Menschen mit der Bemerkung „… das System ist halt so“ vor dem eigenen Tun und der eigenen Verantwortung. Oder wie es Viktor E. Frankl formulierte „Menschliches Verhalten wird nicht von Bedingungen (Systemen) diktiert, die der Mensch antrifft, sondern von Entscheidungen, die er selber trifft.“
WIR sind es die die Gesellschaft gestalten, mit lächeln oder Missmut, mit Tat oder Unterlassung, ob wir wollen oder nicht, unser Einfluss ist immer gegeben. Es ist also entscheidend WIE wir durchs Leben gehen und WAS wir tun.
Wir müssen in unserem eigenen Umfeld selbst anfangen der Menschlichkeit zum Leben zu verhelfen. Nicht darauf warten, dass die Politik oder Andere dies für uns verändern!
Welche Kraft treibt eigentlich diesen Verfallsprozess der Gesellschaft voran? Die Umgangssprache nennt diese lebenszerstörende Macht das „System“. Unzählige begeisterte junge Lehrer, Medizinstudenten und politische Kandidaten mit hohen Idealen kennen die Erbarmungslosigkeit des „Systems“ nur allzu gut.
Stellen wir uns vor, du lächelst dem Portier am Morgen aufmunternd zu, anstatt vorbeizurennen, ohne ihn zu beachten. Lächeln ist ansteckend. Er lächelt zurück und lächelt vielleicht auch andere an, die heute vorbeikommen. Am Abend könnte ein kleiner Wiederschein deines Lächelns …. In einem großen Bogen wieder bis zu dir zurückkommen. Und jetzt stelle dir das Gegenteil vor!
Wo etwas sein sollte – die Wärme menschlicher Beziehungen –, da klafft nun ein Loch. Das „System“ besteht aus nichts als solchen Löchern. (David Steindl-Rast, Orientierung finden)
März 2020
Die Frage ist falsch gestellt, wenn wir nach dem Sinn unseres Lebens fragen. Das Leben ist es, das Fragen stellt, wir sind die Befragten, die zu antworten haben. (V.E. Frankl)
Fragen stellt uns das Leben immer genau jetzt, nicht Morgen und nicht Gestern, somit können wir diese auch nur im Jetzt beantworten! Einen Sonnenuntergang erleben wir im Jetzt , zuvor können wir uns darauf freuen, vor allem dadurch, dass wir die Erinnerung an einen vergangenen in uns tragen.
Wie gehen wir mit jenen Fragen um, die uns nicht gefallen, jenen die uns belasten und uns viel an Kraft und Durchhaltevermögen abverlangen? Wie verANTWORTEN wir diese Fragen? Gelingt es uns, an Stelle des weit verbreiteten ja, aber ein ja, und zu setzen und dadurch offener zu antworten.
Wie kann ich mich stärken, wie Resilienz aufbauen?
Gelingt es das Schöne wahrzunehmen, einen Sonnenuntergang oder den Duft der Frühlingsblumen?
WER oder WAS gibt mir Kraft, ein guter Gesprächspartner, ein gutes Buch oder Musik?
Tröstlich und stärkend ist auch nachfolgender Gedanke von Friedrich Nietzsche, „Man hört nur die Fragen, auf welche man im Stande ist, eine Antwort zu finden“.
Oktober 2019
Ein Mann hält im Traum ein Zwiegespräch mit Gott.
Rückblickend auf sein Leben bemerkt er, dass an manchen Stellen zwei Fußspuren zu sehen sind, an anderen dagegen nur eine. Und das war immer genau in jenen Phasen seines Lebens, als es ihm am schlechtesten ging. Er beklagt sich darüber bei Gott, weil er meint, dieser habe ihn in seinen schwersten Lebenssituationen im Stich gelassen.
Worauf er die Antwort bekommt:
"An diesen Stellen kannst du nur eine Fußspur sehen, denn da habe ich dich getragen!"
Margaret Fishback Powers
Viele berichten in oder nach schwierigen Situationen von einem Gefühl des „getragen werden“.
Für die einen ist es Gott, für andere „etwas Großes“, die Gesellschaft, die Familie oder Freunde, es ist aber zu kurz gedacht, hierbei an ein „rundum sorglos Paket“ zu denken.
Viktor E. Frankl hat den Begriff der „tragischen Trias“ geprägt, diese bedeutet, dass jeder im Laufe seines Leben mit Schuld, Leid und Tod konfrontiert wird.
Wie passt dies nun mit dem „getragen werden“ zusammen, woher kommt diese geheimnisvolle Kraft? Einerseits brauchen wir die Unterstützung anderer Menschen, andererseits liegt es vor allem an uns selbst ob wir eine von Innen kommende, tragende Kraft aufbauen. Diese beruht auf dem Vertrauen ins Leben und darauf, auf jene Fragen die kommen, eine Antwort zu finden um das eigene Leben gestalten zu können.
August 2019
Schon ein ganz kleines Lied kann viel Dunkel erhellen.
(Franz v. Assisi)
Ob in der Arbeit, beim Sport oder beim Lesen, oftmals schweifen unsere Gedanken ab. Wir sind unaufmerksam, nicht „bei der Sache“ und schon gar nicht bei uns. Selbst bei einem spannenden Buch müssen wir zum Beispiel einen Absatz mehrmals lesen. Beim Singen hingegen sind wir ganz im Jetzt, im Tun und auch ganz bei uns.
Beim gemeinsamen Singen von Kraftliedern oder Mantras ist man ganz bei sich, alle anderen Gedanken müssen erst einmal warten. Wir hören und spüren unsere eigene Stimme und die Stimmen der mit uns Singenden. Wir stimmen uns aufeinander ein und spüren die Harmonie. Ein Abend oder Tag mit gemeinsamem singen wirkt noch lange nach, es tönt in uns weiter!
Juni 2019
Vom Ufer schauen wir auf das ruhige Wasser des Sees, in dieser Ruhe ist die ganze Kraft des Gebirgsbaches gespeichert. Wenn wir uns Zeit nehmen, uns ruhig und in Stille an das Ufer setzen, können wir uns in unserer eigenen Ruhe mit dieser Kraft verbinden. Eine leichte Brise kräuselt das Wasser und kleine Welle klingen wie Musik in unseren Ohren, wie eine Stimme aus dem innersten der Erde.
Diesen Moment bewusst wahrzunehmen bringt uns mit unserem Innersten in Verbindung. So wie das Wasser, welches am Ausfluss wieder Strömung aufnimmt haben auch wir Kraft getankt für die kommenden Stromschnellen des Lebens.
September 2018
Zeit ist Leben, und das Leben wohnt im Herzen.
aus MOMO (@Michael Ende)
Der Herbst hat begonnen, die Abende werden wieder länger,
manchmal denken wir nach, WOFÜR nehme ich mir eigentlich
Zeit in meinem Leben?
Oft ist es doch so, dass wir vor lauter "schneller" keine ZEIT mehr haben für das was uns wichtig ist:
Nur Mut, nutze die Zeit um mal NICHTS zu tun!
Juli 2018
Die Würde des Menschen ist unantastbar.
aus "Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland"
Würde ist:
Juni 2018
In strahlenden Kinderaugen leuchten die Sterne des ganzen Firmaments.
Was leuchten will, muß sich verbrennen lassen.
© Viktor Frankl
Leuchten
- verbraucht Energie, diese kommt von innen oder wird von außen zugeführt und umgewandelt
- ist von innen nach außen gerichtet
- das, was die eigene Person ausmacht
- was gibt mir die Energie dazu? vielleicht "Strahlende Kinderaugen", die "Schönheit der Natur", ...
Mai 2018
Diese beiden Bäume stehen in der Nähe von Haag, an der Basis sind sie beinahe fest verwachsen, und doch sich sie eigenständige, sehr unterschiedliche Gewächse.
Liebe ist gemeinsames wachsen, reifen, sich entwickeln. Dies braucht auch Unterschiedlichkeit der sich Liebenden, nicht nur weiblich - männlich. Denn gerade die unterschiedlichen Ansichten, Meinungen und Möglichkeiten sind es, die uns anregen und zum Wachsen auffordern.
Die gilt jedoch nicht für alle Unterschiede, bereits Georg W.F. Hegel sagte, dass "eine wahre Vereinigung nur unter Lebendigen stattfindet, die an Macht sich gleich und von keiner Seite gegeneinander Tote sind". Macht und Hierarchie töten die Liebe, weil sie die Möglichkeit töten, sich gegenseitig zu entwickeln, findet Hegel.
Liebe freut sich, dass es den anderen Menschen gibt und dass er so ist, wie er ist. Liebe will nicht ändern. Sie will nur lieben und dieses Gefühl auch ausdrücken dürfen. (Rotraud A. Perner)
März 2018
Der Frühling zeigt seine ersten zarten Grüße.
"Eine Blume fragt sich nicht ob sie blühen darf - sie blüht einfach, aus purer Freude am Dasein"
Wer sein Herz verschließt kann mit seinen Augen zwar sehen, jedoch nichts wahrnehmen und in sich aufnehmen. Es ist wie beim fotografieren, erst durch das aufnehmen holen wir das Bild gleichsam in die Kamera, speichern es ab.
Wenn wir Schönes (die Schönheit der Natur) schauen und aufnehmen, füllen wir uns mit
Schönheit, und strahlen diese auch aus.
Wenn wir die Schönheit einer Blüte mit offenem Herzen betrachten, kann diese Freude in uns eindringen. Dazu brauchen wir Augen die sehen, und ein für das Schöne empfängliche Herz.
"Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."
(Antoine de Saint-Exupery).
Februar 2018
„Wenn wir uns jeden Tag einen Moment Zeit nehmen, um mit Gott zu schweigen, bewahren wir unsere Seele, bewahren wir unsere Freiheit“
(Papst Franziskus / Neujahrspredigt 2018)
Zu einem Menschen zu sagen „ich habe keine Zeit“ ist eine Weise zu sagen: „Ich will deine Nähe nicht“
(Clemens Sedmak, "ans Herz gelegt")
Wer keine Zeit hat, hat keine Seele, hat kein Leben.
(N. Knapp, "der unendliche Augenblick")
Ruhe ist die Stimmung der Seele.
(Marc Aurel, "Die Kunst zu leben")
November 2017
Wenn etwas wegbricht gibt es auch etwas frei, was liegt darunter?
Nutzen wir den neu entstandenen Freiraum?
Eine neue Statue entsteht dadurch, dass ich alles entferne was nicht der Statue entspricht! (sie war schon in dem Steinklotz enthalten)
Was wirklich bleibt ist der Mensch, die Person, die Persönlichkeit, das was ich wirklich BIN
Oktober 2017
„Wer sagt, es gibt sieben Wunder auf dieser Welt, hat noch nie die Geburt eines Kindes erlebt.
Wer sagt, Reichtum ist alles, hat nie ein Kind lächeln gesehen.
Wer sagt, diese Welt sei nicht mehr zu retten, hat vergessen, dass Kinder Hoffnung bedeuten.“
(Honore de Balzac)
August 2017
Ein enkeltaugliches Leben hat auch mit einem umweltfreundlichen Leben zu tun, mit einem Gehen auf ökologischen Zehenspitzen. ,,Leben mit Blick auf die
eigenen Enkel" kann eine Form der Lebenskunst sein. Das hat auch damit zu tun, sich gut zu überlegen, welche Lasten man kommenden Generationen aufbürdet.
(Clemens Sedmak / Das Gute Leben)
"ich glaube, dass nichts unwiederbringlich verschwindet, um so weniger unsere Taten, womit ich mir meine Überzeugung erkläre, dass es Sinn hat, im Leben nach
etwas zu streben, nach etwas mehr als nur danach, was sichtbar wieder hereinkommt oder sich auszahlt."
(Vaclav Havel, Fernverhör)
Februar 2017
Begeisterung ist das kraftvolle, zum Handeln drängende JA zum Guten. Begeisterung ist Die Fähigkeit, der Prozess und der Umstand, dass man sich den guten Geist, von dem etwas oder jemand Erfüllt ist, ganz zu eigen macht. Die Begeisterung braucht eine Gute Richtung oder ein Gutes Ziel, um nicht gefährlich zu sein.
Das Zündholz und die Kerze
Eines Tages kam ein Zündholz zur Kerze und sagte: „Ich habe den Auftrag, dich anzuzünden.“ „Oh nein, nur das nicht“, erschrak die Kerze, „wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt, und niemand mehr wird meine Schönheit bewundern.“ Das Zündholz fragte: „Willst du denn ein Leben lang kalt und hart bleiben, ohne zuvor gelebt zu haben?“ „Brennen tut weh und zehrt an meinen Kräften“, flüsterte die Kerze angstvoll. „So ist es“, entgegnete das Zündholz, „aber das ist das Geheimnis der Berufung: Du und ich, wir sind dazu bestimmt, für andere Licht zu sein. Was ich als Zündholz tun kann, ist noch weniger als das, was in deinen Kräften liegt. Verweigerst du dich meiner Flamme, so verpasse auch ich den Sinn meines Lebens. Ich wurde dazu geschaffen, Feuer zu entfachen, du bist als Kerze da, um zu leuchten und Wärme zu schenken. Alles, was wir an Schmerz, Leid und Kraft hingeben, wird verwandelt in Licht. Wenn wir uns verzehren, gehen wir nicht verloren. Andere werden das Feuer weitertragen. Nur wer sich verweigert, wird sterben.“ Da spitzte die Kerze ihren Docht und sprach voller Erwartung: „Ich bitte dich, zünde mich an.“
Autor unbekannt